Nele Diekmann
Talbot’s Tools. Notizbücher als Denklabor eines viktorianischen Keilschriftforschers.

Berliner Beiträge zum Vorderen Orient, Band 25

Format: 24 x 17 cm — Hardcover
Umfang: 294 Seiten, mit 84 Abbildungen

Inhalt / Content

ISBN: 978-3-935012-21-8
Preis: 33,80 €
© PeWe-Verlag 2017

Viel ist bereits über die Entzifferung antiker Schriftsysteme im 19. Jahrhundert, beispielsweise der ägyptischen Hieroglyphen oder der assyrisch-babylonischen Keilschrift geschrieben worden. Nur selten erfährt man jedoch mehr über die Details des methodischen Vorgehens der Forscher, die sich bemühten, eine Gleichung mit vielen Unbekannten zu lösen. Wie genau gingen sie vor, um Stück für Stück Struktur und Lesung der unbekannten Zeichen zu verstehen? Und welche Instrumente standen ihnen zu Verfügung, um solche komplexen intellektuellen Rätsel zu lösen?
Die Publikation widmet sich genau dieser Frage. Am Beispiel des viktorianischen Gelehrten William Henry Fox Talbot (1800-1877) wird beleuchtet, welche Rolle im Forschungsprozess den zahlreichen Notizbüchern zukommt, die Talbot der Nachwelt hinterlassen hat. An ihnen lässt sich nachvollziehen, wie Denken und Schreiben zu einander ergänzenden Prozessen werden und auf den Seiten Ergebnisse produzieren, die allein „im Kopf“ nicht möglich gewesen wären. In seinen Notizbüchern kategorisiert, ordnet, experimentiert und korrigiert Talbot und die Publikation macht es sich zur Aufgabe, diese sich teilweise überlagernden Prozesse zu analysieren und anhand zahlreicher Beispiele darzustellen.
Über Fragen der Schriftforschung hinaus enthält der Band einen detaillierten Überblick über die Geschichte der frühen Keilschriftforschung, die von den ersten Berichten von Orientreisenden über die Entzifferungserfolge von Henry Rawlinson (1810-1895) und Edward Hincks (1792-1866) bis hin zur Macht- und Informationspolitik in den gelehrten Kreisen der viktorianischen Gesellschaft reicht.
Damit ist die Untersuchung zwischen verschiedenen Disziplinen angesiedelt und beantwortet Fragen der Schrifttheorie, der Wissenschaftsgeschichte und der Altorientalistik in gleichem Maße.

 

Much has been written about the decipherment, in the course of the 19th century, of ancient systems of writing, for instance the Egyptian hieroglyphs or the Assyrian-Babylonian cuneiform script. But rarely do we learn more about the details of the researchers’ methods when they were trying to solve an equation with many unknown quantities. How exactly did they proceed on their way to an understanding of the structure and meaning of the unknown signs? And which instruments were available towards the solution of such complex intellectual riddles?
The publication is concerned with just that question. What was the role in the research process of the numerous notebooks which the Victorian scholar William Henry Fox Talbot (1800-1877) left behind? They provide an opportunity to observe how thinking and writing supplement each other and interact to produce results on the page that could not possibly have been reached just “in the mind“. In his notebooks Talbot categorizes, orders, experiments and corrects; the publication aims at analysing those partially superimposed processes and elucidate them with many examples.
In addition to matters of script research, in general, the volume gives a detailed overview over the early history of cuneiform research: it begins with the first reports by travellers to the Middle East, continues with the successful decipherments by Henry Rawlinson (1810-1895) and Edward Hincks (1792-1866) and even includes the power and information policies among scholarly circles of the Victorian society.
The book thus touches upon several disciplines: it treats to the same degree questions of the theory of script, the history of science and of Ancient Near Eastern Studies.