Aron Dornauer
Proso, Sorghum, Tiger Nut. Some Minor Crops in the Cuneiform Sources.

Berliner Beiträge zum Vorderen Orient, Band 27

Format: 24,5 x 17,5 cm — Hardcover
Umfang: 166 Seiten

Inhalt / Content

ISBN: 978-3-935012-30-0
Preis: 33,80 €
© PeWe-Verlag 2018

Der sogenannte Fruchtbare Halbmond war die Heimat von einigen der zuerst domestizierten Feldfrüchten (den founder crops), die für die frühe Landwirtschaft von Bedeutung waren: Einkorn, Emmer, Gerste, Flachs, Kichererbse, Erbse, Linse und Linsenwicke. Untersuchungen von Mengenverhältnissen und räumlichem Vorkommen von angebauten, abgemessenen, angelieferten, verarbeiteten und konsumierten Nahrungspflanzen belegen, dass der Anbau von Gerste bei weitem vorherrschte. Man könnte sogar annehmen, dass es keine interspezifische Diversität von Bedeutung gab, sondern nur eine intraspezifische, und dass Ackerbau in Mesopotamien aus einer Art Gerstemonokultur bestand. Im Gegensatz dazu scheint die große Zahl keilschriftlicher Begriffe für getreide- und leguminosenartige Pflanzen eine gewisse Form von Biodiversität nahezulegen. Einige Keilschriftwissenschaftler, die sich auf Nutz- und Gemüsepflanzen spezialisiert haben, schlagen vor, dass einige der sumerischen še-Komposita sowie ihre akkadischen Entsprechungen mit Hirsesorten identifiziert werden könnten oder mit einigen Sorten von Hülsenfrüchten, wie zum Beispiel der Linsenwicke oder der Kuhbohne, oder auch mit gewissen Knollenpflanzen. Auf diesem Hintergrund nimmt sich die vorliegende Studie einige sumero-akkadische Taxa vor: Im ersten Teil nehme ich einige Begriffe unter die Lupe, die von mehreren Spezialisten als Hirse- oder Sorghumsorten gedeutet worden sind: šeʾeštub (še-eštub) = arsuppu, šemuš (še-muš₍₃/₅₎) = šeguššu, šezaḫgebar (še-ne-ge-bar), šegunu (še-gu-nu, še-gunu₃) = šegunû, še-ka, še-ka sig-ga = arsikku, še-ud-e-de₃ = duḫnu. In diesem Kontext erhebt sich die Frage, ob Hirsesorten in Babylonien im späten dritten Jahrtausend v. Chr. überhaupt schon angebaut werden konnten. Auf der Suche nach einer Antwort wird untersucht, inwieweit der bronzezeitliche Handel am Golf beigetragen hat, bei dem neben anderen domestizierten Feldfrüchten auch Hirsen aus Afrika und Asien eingetauscht wurden. Schließlich folgen Überlegungen zu der Beobachtung, dass keine der Hirsesorten, obwohl sie Hitze und Trockenheit ausgezeichnet vertragen, im regenarmen Babylonien die wichtigsten, im Winter ausgesäten Feldfrüchte ersetzt hat.
Der zweite Teil geht der Frage nach, ob die kürzlich vorgeschlagene Identifizierung der akkadischen Feldfrucht ⁽še/ú⁾qayyātu mit Cyperus esculentus, einer Pflanze, die im alten Ägypten aber nicht in Mesopotamien nachgewiesen wurde, durch Keilschriftbelege gestützt ist. Weiterhin habe ich ins Einzelne gehende ernährungswissenschaftliche Forschungen betrieben, und zwar im Hinblick auf den Gebrauch von qayyātu als Zwischenprodukt bei der Herstellung von Bier und Esswaren. In diesem Zusammenhang untersuche ich auch noch einige andere vorgebackene oder fermentierte Zwischenprodukte.

 

The so called Fertile Crescent was home of some founder crops important in early agriculture: einkorn, emmer, barley, flax, chick pea, pea, lentil, and bitter vetch. However, research on the proportions and ubiquity of cultivated, measured, delivered, processed and consumed food crops shows a dramatic dominance of the cultivation of barley. Thus, one could assume that there was no significant interspecific but only intraspecific crop diversity and that Mesopotamian agriculture was a kind of a barley monoculture.
In contrast, the plenty of cuneiform terms for cereal-like and legume-like plants might indicate some kind of biodiversity. Indeed, some cuneiform scientists specializing in crop plants and vegetables consider that some of the Sumerian še compounds, as well as their Akkadian equivalents, might be identified with millets, with some kinds of pulses such as bitter vetch and cowpea, or with some kind of tuber plants. Against this background, this study undertakes research on some Sumero-Akkadian taxa:
In the first part of this study I evaluate some terms which several specialists propose to be millet or sorghum varieties: šeʾeštub (še-eštub) = arsuppu, šemuš (še-muš₍₃/₅₎) = šeguššu, šezaḫgebar (še-ne-ge-bar), šegunu (še-gu-nu, še-gunu₃) = šegunû, še-ka, še-ka sig-ga = arsikku, še-ud-e-de₃ = duḫnu. In this context, the question that has to be asked is if it is possible that millets were cultivated in Babylonia as early as the late third millennium BC. To address this issue, the contribution of the Bronze Age Gulf trade in exchange for domesticated crops, including African and Asian millets, will be examined. Finally, the study discusses why, despite their excellent heat and drought tolerances, none of the millet species in arid Babylonia could displace the winter sown main crops.
The second part addresses the question of whether the recently proposed identification of the Akkadian crop ⁽še/ú⁾qayyātu with Cyperus esculentus, a plant that has been demonstrated to have been present in ancient Egypt but not in Mesopotamia, is supported by the cuneiform evidence. I undertake some more detailed ecotrophological research on the use of qayyātu as an intermediate in the production of beer and foodstuff. In this context, I also study some other semi-baked and fermented intermediates.